Lehrerberuf attraktiver machen – gerade für Grundschulen

Einer Studie der Bertelsmann Stiftung zufolge fehlen bis 2025 bundesweit 35.000 Lehrkräfte an Grundschulen, in Bremen werden laut Ressort 230 neue Vollzeitstellen gebraucht.

Kristina Vogt, Fraktionsvorsitzende und bildungspolitische Sprecherin der Linksfraktion fordert daher, die Rahmenbedingungen deutlich zu verändern, um den Beruf attraktiver zu machen: „Der Lehrermangel fällt nicht vom Himmel, die Zeiten an denen Kultusminister und Bildungssenator*innen von einer demografischen Rendite sprachen, sind seit Anfang dieses Jahrzehnts Geschichte. Es war unverzeihlich angesichts steigender Schülerzahlen, zusätzlichen Ganztagsausbaus und Inklusion 2012 die Anzahl der Referendare herab zu senken, es war daher richtig, wenigstens jetzt die Zulassungszahlen zu erhöhen. Nun müssen wir nach vorne gucken, stellen aber fest, dass der Beruf bei der Berufswahl nicht ganz oben in der Beliebtheitskala liegt. Dem kann man grundsätzlich nur begegnen, wenn man Bildung nicht mehr unter den Sparzwängen der Schuldenbremse betrachtet: Die verbindliche Aussicht auf ausreichend Lehrkräfte an Schulen, eine Verringerung der Arbeitsbelastung, kleinere Klassen in Brennpunktschulen und vor allem einen vernünftigen Personalmix, damit Lehrer*innen künftig nicht mehr Sozialarbeiter*innen, Psycholg*innen und Familienhelfer*innen und Pädagog*innen in einer Person sind, würde die Attraktivität vermutlich steigern."

Grundschulen stehen unter einem besonderen Druck, weil dort auch die Bezahlung der Lehrkräfte niedriger ist, als in den weiterführenden Schulen.

Vogt: „Ich habe noch nie nachvollziehen können, dass ausgerechnet Grundschullehrer*innen am schlechtesten bezahlt werden. Allen ist klar, dass in den ersten vier Jahren die Weichen für den weiteren Bildungsweg gestellt werden. Die Forderung, Lehrkräfte an Grundschulen künftig genauso zu bezahlen, wie deren Kolleg*innen die ab der 5. Klasse unterrichten ist absolut richtig. Vielleicht würde das auch künftig mehr Männer an Grundschulen ziehen. Und man muss festhalten: insbesondere an den Schulen, an denen die Arbeitsbelastungen hoch sind, fehlen Lehrer. Gerade erst diese Woche musste eine Grundschule in Gröpelingen den Ganztag einstellen, weil 140 Lehrerstunden nicht besetzt sind. Die beschlossene Entlastung für Schulen mit hohen Sozialindikatoren und hoher Sprachförderquote muss jetzt umgesetzt werden, jedes weitere Warten ist schädlich."

„Um die Versorgung in den nächsten Jahren zu gewährleisten wird man nicht drum herumkommen, Teilzeitkräfte zu bitten, wieder mehr zu arbeiten. Auch das wird nur mit einer Charmeoffensive hinsichtlich der Arbeitsbedingungen gelingen: wenn beispielsweise ältere Kolleg*innen merken, dass sich die Situation an den Schulen deutlich entspannt, wird man sicherlich angesichts der Not den ein oder den anderen für Mehrarbeit gewinnen können," so Vogt abschließend.