Lichtblick für Veranstalter*innen und Publikum – Open-Air-Veranstaltungsorte schaffen
Die Corona-Pandemie hat in der Kultur zu tiefsten Einschnitten geführt. Besonders stark davon betroffen sind Veranstalter*innen von Konzerten. Die wenigen Konzerte, die zwischen erster und zweiter Welle stattfinden konnten, waren oft nur ein Schatten früherer Zeiten. Abstandsregeln, obligatorische Bestuhlung und Publikumsbeschränkungen haben den Charakter der Veranstaltungen stark verändert. Clubs traf es sogar noch härter. Seit März letzten Jahres sind sie vollständig geschlossen, ihre Betreiber*innen sowie alle Clubkultur-Begeisterten blicken auf ein dunkles Jahr zurück und haben ein erstes Halbjahr 2021 vor sich, das ebenfalls keine positiven Aussichten liefert. Der Verlauf der Pandemie deutet derzeit darauf hin, dass in diesem Frühjahr Indoor-Veranstaltungen – auch mit nur relativ kleinem Publikum – wahrscheinlich kaum möglich sein werden. Doch selbst wenn Indoor-Veranstaltungen wieder möglich sein sollten, spricht alles dafür, möglichst viele Veranstaltungen an die frische Luft zu verlagern. Aus diesem Grund wurde ein Förderprogramm für Freiluft-Gastronomie und -Kultur in den einzelnen Stadtteilen bereits auf den Weg gebracht.
Wenn die pandemische Lage es zulässt, braucht es – zunächst bis zum Ende der Pandemie zeitlich befristet – Veranstaltungsorte, die besonders auf musikalisches Bühnenprogramm in üblicher Lautstärke ausgerichtet sind, um Konzerte und Clubprogramm zu ermöglichen. Zwei bis drei solcher Orte in verschiedener Größe, über Bremen und Bremerhaven verteilt, sind geeignet, um vielen Konzertveranstalter*innen und Clubs Orte für ihr Programm zu bieten. Geeignete Orte können auf privatem oder auch auf öffentlichem Grund gefunden werden. Dies sollte in engem Austausch mit den Veranstalter*innen geschehen. Auch das Rennbahngelände könnte hierzu in Betracht gezogen werden. Damit dort möglichst einfach eine ganze Reihe an Veranstaltungen an mehreren Tagen in der Woche stattfinden können, sollte die Infrastruktur aus Bühne, Einlass, Bars, Toiletten usw. über die Dauer des Sommers fest vor Ort sein. So wird außerdem sichergestellt, dass auch Veranstalter*innen, die wenig Erfahrungen mit Open-Air-Veranstaltungen haben, schnell dort aktiv werden können. Auch sollte sichergestellt werden, dass die unterschiedlichen Veranstalter*innen, die in Bremen existieren, Zugang zu dieser Möglichkeit, ihr Publikum zu versammeln, erhalten. So sollen verschiedene Genres, verschiedene Altersgruppen, subkulturelle wie kommerzielle Akteur*innen vertreten sein. Ein solidarisches Prinzip sollte das gesamte Projekt prägen.
Die Erfahrungen des letzten Sommers haben gezeigt, dass sich unter Erarbeitung und strikter Umsetzung eines Hygienekonzeptes auch unbestuhlte Veranstaltungen mit Publikum gut und sicher unter den Bedingungen der Pandemie umsetzen lassen. Ähnliche Konzepte zur Verlagerung von Indoor-Veranstaltungen an die frische Luft wurden in Leipzig und Berlin bereits erprobt. Auch auf einigen Festivals gab es gute Erfahrungen mit einem solchen Vorgehen. Damit sowohl das Publikum als auch die Veranstalter*innen ab dem Frühjahr wieder Musik genießen können, muss es Orte geben, an denen dies sicher möglich ist, sobald die Infektionszahlen das kritische Niveau wieder dauerhaft unterschritten haben. Unter freiem Himmel kann dies gewährleistet werden.
Die Bürgerschaft (Landtag) möge beschließen:
Die Bürgerschaft (Landtag) fordert den Senat auf,
1. wenn die pandemische Lage es zulässt, befristet für die Dauer der pandemiebedingten Einschränkungen von Veranstaltungen zwei bis drei geeignete Flächen für Open-Air-Veranstaltungsorte in Bremen und Bremerhaven bereitzustellen, damit der Planungsprozess schnellstmöglich beginnen kann;
2. ein geeignetes Förderprogramm für die Einrichtung solcher Orte zu konzipieren und dabei zu prüfen, wie an bereits bestehende Förderprogramme für Veranstaltungen sinnvoll angeknüpft werden kann und zu prüfen, ob dafür das bestehende Fehlbedarfs-Programm aufgestockt werden muss sowie ob Mittel aus dem Bremen-Fonds zur Verfügung gestellt werden können;
3. schnellstmöglich mit den Branchenverbänden der Kultur- und Veranstaltungs-wirtschaft – Clubverstärker, Musikszene Bremen e.V. und Alarmstufe Rot –, bereits bestehenden Projekten wie dem Sommer Summarum und weiteren kulturellen Akteur*innen aus den verschiedenen Szenen in den Austausch über das Konzept der Open-Air-Veranstaltungsorte und seiner konkreten Umsetzung zu treten und die Akteur*innen bei ihrer Suche nach geeigneten Orten zu unterstützen; dabei sind auch die bereits geplanten oder verschobenen Veranstaltungen und Festivals einzubeziehen;
4. die Verantwortlichen für die Flächen sowie die Veranstalter*innen bei der Erstellung eines Hygiene- und Infektionsschutzkonzeptes für die Flächen zu unterstützen und eine enge Begleitung der Planungen durch die Gesundheitsbehörde sowie eine Beteiligung der betreffenden Beiräte sicherzustellen;
5. sobald die Entwicklung der pandemischen Lage es zulässt, einen Beginn des von Veranstalter*innen zu planenden Programms anzustreben;
6. der Deputation für Wirtschaft und Arbeit sowie der Deputation für Kultur zeitnah einen Bericht vorzulegen.
Kai Wargalla, Robert Bücking, Björn Fecker und Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN
Miriam Strunge, Ingo Tebje, Nelson Janßen, Sofia Leonidakis und Fraktion DIE LINKE
Elombo Bolayela, Volker Stahmann, Falk Wagner, Mustafa Güngör und Fraktion der SPD